Montag, 18. Dezember

 

Die Beduinen, die den Forschungsreisenden auf seinem Weg durch die Wüste begleiteten,

ließen sich in keiner Weise irritieren. Wenn die Zeit für das Gebet gekommen war,

hielten sie an, breiteten ihre Teppiche aus und beugten sich tief zur Erde.

 

„Ich habe euch bezahlt mehr als genug“, haderte der Forscher, „aber nicht für das Beten, sondern damit ihr fleißig arbeitet und wir schnell vorwärts kommen.“ „Überhaupt“, fuhr er fort, „wo ist denn euer Gott? Habt ihr ihn jemals gesehen oder berührt? Vielleicht gibt es ihn gar nicht, und ihr seid elende Narren, die sich in den Sand werfen vor etwas, das es gar nicht gibt!“

 

Die Beduinen gaben keine Antwort. Aber ihre Blicke sprachen Bände. Und sie taten Tag für Tag, wie sie es immer getan hatten. Immer wieder holten sie ihre Teppiche hervor, beugten sich bis in den Sand und waren einige Zeit im Gebet versunken. Erst dann waren sie bereit, wieder weiterzuziehen.

 

Eines Morgens, beim Sonnenaufgang, kam der Forscher aus dem Zelt. Unmittelbar vor dem Zelt waren tiefe Spuren im Sand. „Hier sind“, sagte der Forscher, „Kamele vorbeigekommen. Die Spuren sind noch ganz frisch.“ „Kamele?“ fragten die Beduinen und schauten dabei den Forscher erstaunt an, „wie kommst du auf Kamele? Hast du sie gesehen oder gehört oder berührt?“ Dann hob einer die Hand gegen Osten, wo der feurige Ball der Sonne gerade am Horizont auftauchte und sprach zum Forscher:

 

„Was bist du für ein seltsamer Mensch! Du kennst die Spuren der Kamele und kannst sie lesen –

die Spuren Gottes aber begreifst du nicht!“

 

                                                                                                                                                                            Unbekannter Verfasser

                                                                                                                                                                        Auer-Lesebuch 5. Klasse

Seine Spuren sind überall zu finden