„Eine der eindrücklichsten Deutungen der Geschichte von der Himmelfahrt schuf die alte Kirche. An dem Weg, auf dem die Jünger mit ihrem Meister ein letztes Mal nach Bethanien gingen, auf der Höhe des Ölbergs, steht heute eine kleine Moschee. Sie steht auf den Mauern einer sehr alten Kirche. Ein achteckiger Rundbau stand hier früher, und er hatte, das ist das Einzigartige, kein Dach. In einem Kirchenraum, über dem nur der Himmel war, gedachte die alte Kirche der Himmelfahrt Christi. Die Moslems haben später eine Kuppel darübergesetzt.

 

Aber mir scheint, die Baumeister des 4. Jahrhunderts, die hier ihre Idee von einer Kirche ohne Dach gestalteten, hätten etwas Großartiges entworfen. Was wäre das für eine Kirche, die die Geschichte von der Himmelfahrt Christi zu ihrem eigenen Muster nähme? Was  wäre das für eine Kirche, der sich der Himmel öffnete? Von der wir hindurchschauen könnten durch die Grenzen und Schranken unserer vielen Kirchen auf die eine Kirche, die einer Abgrenzung gegen die Welt nicht mehr bedürfte?

 

Was wäre das für eine Kirche, die frei wäre von dem Überbau, den die Theologie der Männer seit zweitausend Jahren immer und immer wieder neu erfindet und konstruiert, während die Menschen sich danach sehnen, den offenen Himmel zu sehen! …. Der offene Himmel, in den Jesus einging ist einen Traum wert. ….Ich träume von einer Kirche, die keinen Turm hat und keinen Turm braucht. Denn niemand braucht nach oben zu weisen. Das Licht des Himmels ist allen Augen sichtbar. Ich träume von einer Kirche, die keine Türen hat und schon gar  keine Schlösser an den Türen…..

 

Die Zukunft ist offen, und ihr ohne Angst entgegenzugehen ist möglich, denn die Zukunft trägt den Namen Christus. Die Offenheit der Kirche aber ist das Zeichen der Hoffnung.

 

Jörg Zink  Seite 184 Kostbare Erde

 

 

Weihnachten

25. Dezember

Ein Traum von einer vertrauenden Kirche

Kapelle (unten) Kesselostheim am Donauradweg:                  Architekt  Oskar Staab

Kapelle ( oben  Ausschnitt) Bruder-KlauskFeldkapelle/Eifel:      Architekt Peter Zumthor