Im Gespräch mit Pfarrer Eichinger anlässlich seiner Emeritierung:

 

Herr Pfarrer Eichinger - seit 2004, also 12 Jahre waren Sie unser Pfarrer, am 12. März 2017 werden Sie von Dekan Ewelt entpflichtet und  befinden sich  dann im Ruhestand, sind Pfarrer emeritus oder Pfarrer a. D.. Die Last der Verantwortung für eine Gemeinde zurückgeben zu können ist das eine, doch Ihr Ordinations-Versprechen gilt das nicht lebenslang? Bleibt man nicht immer Pfarrer?

 

Wie in der Taufe oder Konfirmation handelt es sich bei der Ordination um eine Lebenshingabe. Die Ordination gilt also wirklich lebenslang.

In der Ordination hat mir die Evangelische Kirche die öffentliche Wortverkündung und Verwaltung der Sakramente (Taufe und Abendmahl) übertragen. Als Pfarrer hat man damit ein Hirten-, Lehr- und Leitungsamt – und das lebenslänglich.

Vor 12 Jahren wurde ich in Markt Erlbach installiert: d. h. mir wurde die Leitung der Evangelischen Kirchengemeinde von Markt Erlbach übertragen. Die Leitung der Kirchengemeinde endet bei mir am 28. Februar 2017.

Dann wird es eine halbjährige Vakanzzeit für die Gemeinde geben und  - so Gott will – wird die Gemeinde sich am

1. September 2017 über einen neuen Pfarrer oder Pfarrerin freuen dürfen.

 

 

Haben sich die Erwartungen, die Sie anfangs an den Beruf hatten, erfüllt?

 

Meine Erwartungen an den Beruf des Pfarrers haben sich im Laufe meines Lebens stets gewandelt. So hatte ich beim Beginn meines Theologiestudiums andere Erwartungen als dann am Ende meiner Ausbildungszeit. Durchgehalten aber hat sich die Erwartung, mit dem Beruf eines  Pfarrers, vielen Menschen helfen zu können, ihnen das Evangelium weiterzuerzählen und ihnen seelsorgerlich beizustehen ….

Ob mir das gelungen ist können nur andere entscheiden.

 

 

Wie hat sich das Berufsbild des Pfarrers im Lauf Ihrer Dienstzeit verändert?

 

Vor 35 Jahren, so meine Einschätzung, trug noch das Amt den Pfarrer, d. h. wer Pfarrer war, durfte sich automatisch eines gewissen Ansehens und Respekts freuen;  heutzutage muss ein Pfarrer das Amt tragen; d.h. er muss ständig durch sein Reden und Handeln beweisen, dass das Amt eines  Pfarrers Respekt  verdient. Das führt oft zu Überforderung und Verkrampfung.

 

 

Beim privaten Gebet in der Kilianskirche eine „Kerze“ anzünden, an unsere Verstorbenen denken, unsere persönlichen Anliegen vor Gott bringen …

Ihre Idee mit der Gebetsecke erschien einigen etwas katholisch, wird aber mittlerweile von der Gemeinde sehr angenommen!

Das ist nur ein kleines Beispiel – aber: wie haben Sie Gemeinde Markt Erlbach erlebt?

 

Die Kirchengemeinde Markt Erlbach habe ich als sehr bunt und vielfältig empfunden. Schon bei der Feier des Gottesdienstes werden unterschiedlichste Einstellungen sichtbar:

Während die einen am liebsten Gottesdienst ohne jegliche Form feiern wollen, ist für die anderen ein Gottesdienst ohne ausgefeilte Liturgie (Introitus, Kyrie, usw.) kein vollständiger Gottesdienst; während sich die einen an den Chorälen des Gesangbuchs freuen, sind für die anderen nur Anbetungslieder wichtig; brauchen die einen im Gottesdienst eine theologisch gut durchdachte Predigt, reicht anderen schon ein paar Geschichten des Predigers aus seinem Leben. Dies ist aber nur ein kleiner Ausschnitt des Gemeindelebens, wo aber die Buntheit unserer Gemeinde gut sichtbar wird.

Was sie alle aber vereint: das ist die Ernsthaftigkeit im Glauben – alle wollen mit ihrer Art Gott die Ehre geben.

 

 

Ein Pfarrer ist ja immer Pfarrer für alle Gemeindeglieder;  ist es nicht schwierig diesem Anspruch gerecht zu werden - wenn ich da an die verschiedenen Strömungen in unserer Gemeinde denke.

Gab es auch Dinge, die Sie sich anders gewünscht hätten?

 

Ungefähr 3600 Gemeindeglieder hat die Pfarrei Markt Erlbach und dabei sind Gemeindeglieder, die eigentlich nie im Gemeindeleben auftauchen, die aber treu ihre Kirchensteuer zahlen. Andere gehen nur an Weihnachten in die Kirche, oder besuchen nur den „Punkt 11“-Gottesdienst. Manche – nicht viele – sehe ich regelmäßig, Sonntag für Sonntag, im Gottesdienst. Für alle diese Gemeindeglieder versuchte ich Pfarrer zu sein  - ohne Wertung, ohne Bevorzugung oder Benachteiligung; ich versuchte jedem zu vermitteln, dass er für die Gemeinde wichtig ist.  – Das war natürlich nicht immer leicht; denn als Pfarrer hört man zunächst einmal diejenigen, die sehr laut und eindringlich ihre Sache vertreten; aber die lauten sind nicht immer die Mehrheit und sie haben auch nicht immer recht.

Sehen wir aber auf Jesus. Für ihn waren gerade die Kleinen, die Sprachlosen, die Ohnmächtigen, die Leisen, die Menschen, denen er nachging.

Mein Wunsch war immer, dass sich die verschiedenen Gruppen und Kreise, Menschen mit ihren verschiedensten Frömmigkeitsstilen gegenseitig respektieren, vielleicht sogar voneinander  lernen,  sich miteinander freuen und damit den Reichtum des christlichen Glaubens besser kennenlernen.

Das scheint ein sehr langsamer Prozess zu sein. Ich hätte mir gewünscht, dass das schneller geht.

 

 

Dass der Blick auf unsere Kilianskirche jetzt so wunderschön ist, haben wir Ihnen zu verdanken!  - denn 50 Jahre seit der letzten Renovierung waren vergangen und Sie wagten eine erneute langwährende (2008 - 2013) und aufwändige Instandsetzung, die in drei Bauabschnitten - der Turm und das Schiff, sowohl außen als auch teilweise innen - durchgeführt wurde.

Das war sicher eine aufregende Zeit! Wie nehmen Sie das alles im Rückblick wahr?

 

Das fing eigentlich ganz harmlos an. Ich merkte bald, wie stolz die Markt Erlbacher auf ihre Kirche sind, ehemals die sogenannte Dekanatskirche. Allein das Objekt des Stolzes war in die Jahre gekommen. Die Zifferblätter der Turmuhr total abgeblättert, die Wetterfahnen oben auf der Turmspitze verrostet und verschlissen, der Turm vermoost, im Innenbereich abgeschlagener Putz; abblätternde Wandfarbe.

Mit unserem damaligen Mesner Herrn Engelhardt fasste ich den Entschluss zunächst einmal neue Zifferblätter anzubringen – dann eine neue Turmspitze, dann holte ich mir Rat beim Architekten Herrn Wirsching, was gegen das Moos am Turm zu tun wäre. Zusammen mit dem Landbauamt in Ansbach wurde dann mit der Generalsanierung der Kirche begonnen.

Während der Renovierungsarbeit kamen immer mehr Schäden zu Tage – verfaulte Dachbalken, die Seitenwände, die durch den Druck des Tonnengewölbes zu weit nach außen gedrückt wurden usw.

Im Zuge der Sanierung wurde die Orgel renoviert und am Schluss durfte die Kirchengemeinde ihre Meinung dazu abgeben, welche Farbe die Bankpolsterung haben soll. 

Jetzt steht unsere Kilianskirche wieder als einmaliges Schmuckstück in unserer Gemeinde. Und die Markt Erlbacher zeigen ihren Gästen gerne  und auch ein wenig stolz Ihre Kirche.

Die Zeit der Renovierung  war für mich aufregend, stressig, voller Überraschung – aber es hat sich gelohnt.

 

 

Wie sehen Sie  die Zukunft der Kirchengemeinde Markt Erlbach? Was wünschen Sie ihr?

 

Ja, die Zukunft der Kirchengemeinde hat natürlich den Kirchenvorstand und die engagierten Gemeindeglieder beschäftigt – und beschäftigt sie auch weiterhin. Und dabei gibt`s natürlich wie überall die Pessimisten, die keine Zukunft für die Gemeinde sehen; andere wollen mit Aktionen und Events die Zukunft der Gemeinde positiv beeinflussen; andere warten auf eine Erweckung.

Ich selbst sehe die Zukunft der Markt Erbacher Gemeinde mit einer gewissen Ruhe und Gelassenheit: Denn hat nicht Jesus selbst zu seinen Jüngern gesagt: „Gehet hin in alle Welt, lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“

Solange also in Markt Erlbach das Evangelium verkündet wird und getauft wird; wird Jesus selbst hier sein – bis an der Welt Ende. „Wo Jesus ist, ist Zukunft – also auch in Markt Erlbach.“

 

 

Was planen Sie für Ihr Ruhestand-Dasein?

 

Wie das Wort „Ruhestand“ schon sagt, werde ich mir als pensionierter Pfarrer erst einmal Ruhe gönnen. Ich habe vor, mich für 1 Jahr aus allen Tätigkeiten  eines Pfarrers herauszuhalten, mehr Zeit für die Familie einzuplanen; Freundschaften wieder mehr zu pflegen, natürlich auch Sport zu treiben, mehr Gelassenheit einzuüben.

Aber ich kenne natürlich auch den Spruch Salomons:

Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg; aber der Herr allein lenkt seinen Schritt.

Also: „schau mer mal!“

 

 

Ihre Predigten habe ich sehr geschätzt, ja die werde ich vermissen;  auch sind mir nie Wiederholungen aufgefallen.

Wie viele Predigten kann ein Pfarrer im Laufe seines Berufslebens mehrfach halten, weil die entsprechende Bibelstelle wieder an der Reihe ist

 

Im Turnus von 6 Jahren wiederholt sich nach der alten Predigtordnung der Predigttext für

den jeweiligen Sonntag. Ich selbst habe mich sehr bemüht, über den jeweils vorgegebenen Text zu predigen. Mehrfach gehalten habe ich eine Predigt allerdings fast nie.  Lese ich nämlich eine alte Predigt, die ich vor 6 bzw. 12 Jahren gehalten habe, denke ich bei mir: Was hast denn da deiner Gemeinde zugemutet. – Da sich ständig die Lebensumstände ändern; Nöte und Fragen der Gemeinde andere sind als vor 6 Jahren, wird natürlich auch die Predigt anders sein als damals. Gleich geblieben ist – so hoffe ich einmal – dass in jeder meiner Predigten das Evangelium, die frohe Botschaft von Jesus Christus zu hören war.

 

Herr Pfarrer Eichinger vielen Dank für das Gespräch und Gottes Segen für Ihren Ruhestand.

Das Gespräch führte Gitti Ulrich

Kirchengemeinde Markt Erlbach