Ev.-Luth. Kirchengemeinde Markt Erlbach

Gemeinde-Aktuell

Schon wieder eine Verabschiedung! Vor einem Jahr ging Pfarrer Eichinger in den Ruhestand, im Advent dann unsere Pfarramts-Sekretärin Frau Heger nach 36 Dienstjahren und nun streben auch Sie, Herr Gemeindereferent Jürgen Bär, den Ruhestand an!

Sie kamen allerdings erst am 1. Advent 2011 zu uns, waren also 6 ½ Jahre mit 50 % ihrer Arbeitszeit als Gemeindereferent bei uns tätig. Wie erlebten Sie diese Zeit?

 

Es war eine gefüllte und erfüllte Zeit, in der ich meine Gaben einbringen durfte und konnte. Ich habe viele Leute aus den Pfarreien Markt Erlbach, Linden und Jobstgreuth kennen- und schätzen gelernt. Ich wurde vom Pfarramtsbüro sehr gut unterstützt und danke dafür Frau Heger und Frau Scherzer. Es war auch schön, dass die Zusammenarbeit mit Pfrin. Weimann und Pfr. Eichinger sehr harmonisch war. Wir konnten uns über Probleme austauschen und auch herzhaft miteinander lachen.

 

Viel hatten Sie mit jungen Leuten zu tun, denn die Konfirmandenarbeit gehörte zu Ihren Aufgaben. Konfirmandenunterricht, Konfi-Freizeiten, Glaubensgespräche, Überprüfung des Gelernten ….. Das war sicher nicht immer einfach?

 

Ich habe die Herausforderung geliebt, immer wieder die „Grundinhalte“ unseres Glaubens neu zu durchdenken und sie zu vermitteln. Mit den Konfirmanden zu arbeiten hat meistens Spaß gemacht - es war spannend, mit ihnen über Fragen des Glaubens und Lebens zu reden. Daß die Jugendlichen sich in dieser Lebensphase an Erwachsenen reiben müssen und Grenzen ausprobieren müssen, gehört dazu. Es war ja auch meine Aufgabe, Grenzen zu setzen - wenn ich auch versucht habe, sie nicht zu eng vorzugeben. Es war erfreulich, zu spüren, dass viele Konfirmanden Vertrauen zu mir aufbauen konnten.

 

Von manchen Eltern hätte ich mir gewünscht, dass sie vor ihren Kindern dem Unterricht mehr Wichtigkeit eingeräumt hätten, anstatt die Haltung zu vertreten, wir dürften von ihren Kindern nichts verlangen. Meine Meinung ist: Wer die Haltung seinen Kindern mitgibt, der Glaube an Gott sei zweitrangig, handelt grob fahrlässig an ihrer Bildung und an ihrer Fähigkeit, ihr Leben zu meistern, also letztlich an ihrem Lebensglück.

 

Viel Zeit mussten Sie für die Geburtstagsbesuche bei den betagten Gemeindegliedern einplanen. Spürten Sie da manchmal so etwas wie Enttäuschung bei den Jubilaren, dass nicht der Pfarrer persönlich, sondern nur der Gemeindereferent kam?

 

Die Leute haben sich sehr schnell daran gewöhnt, daß ich die Besuche zwischen den halbrunden und runden Geburtstagen übernommen habe. Es wurde eingesehen, dass die Pfarrerin und der Pfarrer das nicht mehr alles übernehmen können. Immerhin durfte ich - zusammen mit der Kirchengemeinde Emskirchen - jedes Jahr etwa 450 Mal Geburtstag feiern.

 

Die Seniorenarbeit war ein wichtiger Punkt Ihrer Tätigkeit in Markt Erlbach. Jährlich organisierten Sie einen Gemeinde-Ausflug, luden interessante Referenten zu den Altennachmittagen ein und in der Adventszeit waren die beliebten Adventsfeiern für unsere älteren Gemeindeglieder.

Wie sehen Sie das alles im Rückblick?

 

Es war schön, mit den Senioren gemeinsam die Nachmittage zu verbringen. Mit Andacht, Kaffeetrinken und einem interessanten Thema war die Zeit ausgefüllt. Immer wieder haben wir gelacht und manchmal auch ein wenig gefrotzelt. Feuerwehr (mit Fettbrand), Polizei und Sanitäter waren da und neben mir auch zahlreiche andere Referenten und die „Bastlerinnen“. Besonders danke ich auch den Mitarbeiterinnen, die für das leibliche Wohl und eine attraktive Tischgestaltung gesorgt haben.

Bei unseren Ausflügen hat Gott uns immer wieder schönes Wetter und gutes Geleit geschenkt. Dass die Senioren immer wieder gerne mitfuhren, nehme ich als ein Zeichen, dass die Fahrten gefallen haben und die Ziele attraktiv waren.

 

Gottesdienste zu halten gehörte auch zu Ihren Aufgaben. In Markt Erlbach gibt es ja verschiedene GD-Formen und viele denken: „Meins ist das Gelbe vom Ei“ ….

Ist es nicht schwierig, da seinen Weg zu gehen?

 

Der Gottesdienst ist der wichtigste Treffpunkt in der Gemeinde. Da sollen Alt und Jung zusammenkommen und miteinander Gott loben. Es ist wichtig, die Kinder und Jugendlichen mitzunehmen und an den Gottesdienst (auch an den Erwachsenengottesdienst) zu gewöhnen und ihnen biblische Geschichten nahezubringen. Es ist schade, dass viele Eltern ihre Kinder nicht mehr mitnehmen oder bringen - obwohl ihnen der Kindergottesdienst bestimmt auch Freude machen würde.

Verschiedene Gottesdienstformen haben ihre Berechtigung - der Kirchenvorstand hat ja auch verschiedenen Prägungen Raum gegeben. Zu viel Zersplitterung sorgt aber dafür, dass die Gemeinde nicht mehr als Einheit wahrgenommen wird, sondern nur noch als Angebot an Interessengruppen.

 

Es ist sehr erfreulich und ich bin dankbar dafür, dass sich viele Gemeindeglieder bei der Gottesdienstgestaltung und der Gemeindearbeit einbringen! Mir war aber immer auch wichtig, dass nicht nur das Bildungsbürgertum auf seine Kosten kommt - hier besteht eine Tendenz, weil Menschen aus diesen Schichten sich intensiver einbringen als aus bildungsferneren Schichten und dann auch ihre Wünsche mehr Berücksichtigung finden.

Ich habe immer darauf geachtet, eine möglichst einfache, verständliche Sprache zu verwenden - und auch überwiegend Lieder in Deutsch ausgewählt, damit jeder versteht, was er singt. Freilich haben auch fremdsprachige Lieder ihre Berechtigung, wenn Menschen sie gerne singen.

 

Mein Ziel war es auch immer, die biblische Botschaft möglichst klar auszulegen. Das geht nur, wenn man sich vorher intensiv mit dem Text befasst und darüber nachdenkt, wie er in unsere heutige Zeit hineinspricht. Ich habe immer versucht, mir dazu die nötige Zeit zu nehmen - denn was man „aus den Ärmeln schüttelt“, ist sehr häufig ärmlich. Freilich kann man nur so predigen, wie man ist - die Person des Predigers kann da nicht ausgeblendet werden.

 

In Markt Erlbach gibt es in der Gemeinde unterschiedliche Prägungen. Jede Prägung hat ihre Berechtigung, solange sie sich nicht absolut setzt und den anderen abspricht, Christen zu sein. Und alle Prägungen sollten so offen sein, dass es auch weiterhin möglich ist, miteinander Gottesdienst zu feiern und Gott zu loben - denn alle haben ja den gleichen Gott, den Vater Jesu Christi. Ich wünsche der Gemeinde, dass diese einheitliche Sicht erhalten werden kann.

 

Sie wohnen, soviel ich weiß, in Emskirchen – werden Sie da auch Ihren Ruhestand verbringen? Oder zieht es Sie zusammen mit Ihrer Frau hinaus in die weite Welt??

 

Wir haben unser Haus in Emskirchen - da wird unser Lebensmittelpunkt bleiben. Da ist vieles liegengeblieben und ich habe für die nächste Zeit genug Beschäftigung. Wir haben aber auch unsere 90-jährige Schwiegermutter im Allgäu zu betreuen und werden deshalb immer wieder dort sein. Unsere Kinder wohnen verstreut in Bayern und ich freue mich darauf, sie ohne Termindruck besuchen zu können.

„In die weite Welt“ wollen wir auch ab und zu fahren. Eine Tour nach Frankreich wollen wir mit einem unserer Söhne gemeinsam unternehmen und auch andere Ziele gehen uns durch den Kopf.

 

Sicher kennen Sie das Gedicht „Stufen“ von H. Hesse
… Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,….
….Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft zu leben.

 

In diesem Sinn:

Danke für das Gespräch und

Gottes Segen für den Ruhestand!

 

M. Ulrich

Textfeld: Stufen

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Mit  Gemeindereferent Jürgen Bär im Gespräch