Ev.–Lutherische Kirchengemeinde Markt Erlbach

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

jetzt ist Palmsonntag. Und es fühlt sich für mich ganz unwirklich an.

Jesus zieht nach Jerusalem. Der Weg ist anstrengend, er führt bergauf. Zunächst durch eine

jubelnde Menge, einige Tage später bringt dieser Weg Jesus bis oben hinauf an das Kreuz.

Der Evangelist Johannes schreibt im Wochenspruch (3,14b.15): Der Menschensohn muss

erhöht werden, auf dass alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.

 

Welchen Weg schlagen wir Menschen nun ein?

 

So sitze ich wieder in der Kilianskirche und hoffe, dass alle, die das Glockenläuten hören, eine Spur vom Sonntagsgefühl in sich spüren. Ich sitze in der Kirche und hoffe, das niemand dem Ruf der Glocken folgt und her kommt. Wie verrückt ist das?

 

Ich wünsche mir, dass Sie zu Hause Andacht halten. Ob man zu Hause wirklich einen Gottesdienst feiern kann bezweifele ich. Mich stört beim Zuschauen von Gottesdiensten, das Gefühl eben nur eine Zuschauerin zu sein und nicht wirklich dabei zu sein. Anders ist das, wenn ich sozusagen aktiv dem Formular der Passionsandacht aus dem Gesangbuch folge, Nummer 724 z. B. im violetten Teil. Da muss ich etwas tun, Psalmgebete aufschlagen, das Lied selbst singen oder bei you-tube mitsingen, die Worte des Gebets sprechen.

 

Im Predigttext für den heutigen Sonntag gibt es auch die Zuschauer.

Der Evangelist Markus beschreibt im 14. Kapitel, 3-9 die Szene. Jesus ist zu Gast im Haus des Simon, des Aussätzigen und sitzt zu Tisch mit den Seinen und es kam eine Frau mit einem Glas befüllt mit unverfälschten und kostbaren Nardenöl. Damit salbte sie Jesus ohne Vorwarnung.

 

Einige Jünger wurden unwillig, so schreibt die Bibel, denn sie dachten an den Geldwert des Öls und was damit hätte erreicht werden können für die Armen. Das ist ja nicht falsch und erinnert mich an zahlreiche Überlegungen in Kirchenvorständen zum Thema, wo ist Großzügigkeit möglich und sinnvoll und wo nicht.

 

Jesus erste Antwort auf die Kritik an der Frau war: „Lasst sie in Frieden!“ Und „sie hat ein gutes Werk an mir getan.“ Später ergänzt Jesus die Worte: „Sie hat meinem Leib im Voraus gesalbt zu meinem Begräbnis.“

 

Selten war für mich bisher die Bedrohung Jesu zu seinen Lebzeiten so spürbar wie momentan.

Ja, unser aller Leben ist bedroht durch einen Virus und für einige Menschen bringt dieser Virus den Tod mit. Das erleben wir auch in unserer Gemeinde. Wir furchtbar ist das und wie traurig.

 

Und gleichzeitig dürfen wir uns an den segnenden Moment durch die Frau erinnern, die  den rechten Moment gefunden hatte um Jesus zu überraschen und zu beglücken, auch wenn es den Tod bedeutet. Den Tod bekommen wir nicht aus unserem Leben heraus.

 

Wir sind nicht Jesus, aber wir dürfen ihm folgen, denn er zeigt uns, dass wir durch das Dunkelste und das Schlimmste hindurch kommen, weil er uns den Weg frei gemacht hat durch sein Leben, sein Leiden und sein Sterben.

 

Wir dürfen, ähnlich der unbekannten Frau, verschwenderisch sein mit unsern Gesprächen und Telefonaten und uns das Gute zu sagen und zu spüren. Wir dürfen sagen, dass wir einander wünschen, behütet zu bleiben, geschützt vor einem schlimmen Verlauf der Krankheit. Wir dürfen einander Gottes Segen wünschen und uns aufmuntern. Jesus hat sich das auch gefallen lassen.

 

Die Mitte der Nacht ist der Anfang des neuen Tages. Fürchte dich nicht!

Darauf vertraue ich, immer wieder - auch  in der Karwoche.

 

Bleiben Sie behütet! Ihre Christiana v. Rotenhan