Ev.–Lutherische Kirchengemeinde Markt Erlbach

Interview mit Vikarin Bianca Breunig

 

Liebe Frau Breunig!

Sie haben jetzt bald Ihr Vikariat beendet und auch schon Ihren Prüfungsgottesdienst hinter sich gebracht. In den letzten 2,5 Jahren haben wir Sie immer wieder bei verschiedenen Gottesdiensten und Aktivitäten erleben können. Bald werden Sie Ihre eigene Gemeinde

haben und in dieser als Pfarrerin Verantwortung tragen für deren Verwaltung, der Leitung, der Aufsicht über die verschiedensten Gruppen. Die Verkündigung und die Betreuung der Gemeindeglieder liegen dann in Ihrer Hand.

Sicher werden Sie dabei auf Ihre Erfahrungen, die Sie bei uns in Markt Erlbach gemacht haben, zurückgreifen und Ihr Wissen, das Sie bei uns erworben haben, anwenden.

Wir sind etwas neugierig und haben da ein paar Fragen an Sie:

 

1. Was hat Sie dazu bewogen, den Beruf einer Pfarrerin zu wählen?

 

Es war ein Versuch. Gott und Menschen, das hat mich schon von Kindesbeinen an interessiert. Ich wollte mehr wissen. Pfarrerin wollte ich erst mal nicht werden. Es war ein Versuch. Ich startete ohne große Ziele in das Theologie Studium in Erlangen. Meine Idee damals: Ich studiere ein paar Semester Theologie und dann kann ich ja immer noch etwas anderes machen.

Aber Jes 55,8 ist zu meinem Leitvers geworden. "Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr.“ Das Theologiestudium ließ mich nicht mehr los. Und so führte eines zum anderen. Theologie Studium erst in Erlangen, dann in Hong Kong. Master Abschluss, 1. Theologisches Examen und dann ging es auch schon Richtung Vikariat. Ich war neugierig und gespannt wie der Alltag als Pfarrerin aussehen kann. Heute kann ich sagen: „Lobe den Herrn meine Seele!“ Ich bin froh und sehr dankbar, diesen wundervollen, abwechslungsreichen und kreativen Beruf ausüben zu dürfen.

 

2. Was hat Ihnen in unserer Kirchengemeinde Markt Erlbach gut gefallen?

 

Am besten gefallen haben mir die Menschen vor Ort, hier in Markt Erlbach. Ich wurde unglaublich herzlich empfangen. Sie und Ihr haben es mir leicht gemacht ins Berufsleben zu starten, Erfahrungen zu sammeln und mich zu entwickeln. Sie und Ihr haben mir von Anfang an einen großen Vertrauensvorschuss gegeben, dass ich mich hier sehr wohl und sicher fühlen konnte. Ich konnte mich ausprobieren und viel Lernen. Dafür möchte ich Ihnen und euch allen ganz herzlichen Danke sagen!

 

3. Sie haben beim Faschingsgottesdienst gezeigt, dass Sie nicht nur prima „Verse schmieden“  können. Ihnen gelingt es dabei vor allem auch, dass Sie Volkstümliches und die christliche Botschaft – angemessen ernsthaft verbinden können.

Frage: Könnte das ein Weg sein, den Sie künftig mit Ihrer eigenen Gemeinde gehen wollen?

 

Fasching und Glauben verbinden sich ganz automatisch in meiner Person. Ich bin Christin mit Herz und Seele, bald bin ich Pfarrerin, aber ich bin auch sehr gerne im Fasching unterwegs (Zurzeit als Vizepräsidentin des Narren-Club Nürnberg).

Der Fasching stammt aus einer christlichen Tradition. Die Menschen, aus der Zeit als der Fasching entstanden ist, wussten, dass es beides braucht: Eine Zeit, in der man ausgelassen und fröhlich miteinander feiert, vielleicht auch im Übermaß. Und dann eine Zeit, in der man in sich gehen kann – fasten, meditieren und sich besinnen.

Ich liebe die Freude und die Stimmung, die im Fasching aufkommen. Und ich glaube, das ist es auch, was Gott für uns will: Freude, Glück, Gemeinschaft. Jesus verwandelt Wasser zu Wein. So hat er bei seinem allerersten Wunder gezeigt, dass er nicht will, dass die Feier zu Ende geht. Natürlich freue ich mich, wenn auch in der zukünftigen Gemeinde Menschen sind, die gerne feiern und gute Stimmung verbreiten und das nicht nur außerhalb der Kirchenmauern.

 

4. Haben Sie hier bei uns etwas „typisch Erlbacherisches“ entdeckt?

 

Ganz neu in Markt Erlbach war für mich das Bärentreiben während der Kirchweih. Eine für mich sehr ungewöhnlich Tradition, die ich jedoch schnell ins Herz geschlossen haben. Leider konnte ich sie wegen Corona nur ein einziges Mal miterleben. „Typisch Erlbacherisch“ bin ich fröhlich mit Ruß beschmiert durch die Markt Erlbacher Straßen gehüpft.

 

5. Nach Ihrem Vikariat in einer eher ländlichen Gemeinde zieht es sie da wieder

    aufs Land oder eher in eine Stadt? Gibt es Gründe für Ihren Wunsch?

 

Viele von Ihnen wissen, dass ich eigentlich ein Stadtmensch bin. Vor 3 Jahren hätte ich es mir niemals vorstellen können aufs Land zu ziehen. Das hatte sicher auch mit meinen Vorstellungen über das Leben und die Menschen auf dem Land zu tun. Die Markt Erlbacher haben mich aber kurzerhand direkt vom Gegenteil überzeugt. Sie alle wissen, wie sehr ich es genossen habe hier zu sein. Und ich kann mir für die Zukunft tatsächlich vorstellen auf dem Land zu arbeiten, mit vielen großartigen und engagierten Menschen wie Ihnen zusammen.

 

6. Ihre Vikariatszeit war zum großen Teil von „Corona“ geprägt. Wie hat diese

    Ausnahmesituation Ihre Arbeit beeinflusst, beschwert – oder auch bereichert?

 

Gerade in meiner Anfangszeit hat die Ausnahmesituation durch Corona meine Arbeit stark beeinflusst. Zum einen konnte ich die Markt Erlbacher und ihre vielen Feste und Traditionen zunächst nicht kennen lernen. Das erste Jahr konnte ich kaum mit Menschen in Kontakt treten. In der Schule konnte ich nicht in Präsent unterrichten; die Unterrichtsmethoden nicht kennen lernen und ausprobieren. Ich habe mich schnell in den digitalen Unterricht eingearbeitet, ohne eine einzige Stunde „normal“ unterrichtet zu haben. All das hat das Ankommen und Anfangen erschwert.

Mit meinen Mentorinnen Christiana von Rotenhan und Carolina Krug ist es mir jedoch gelungen. Sie haben mich unterstützt, mir geholfen mich auszuprobieren und weiterzuentwickeln. Viele Gespräche haben wir geführt über Theorie und Praxis.

Jetzt im Nachhinein blicke ich dankbar auf die Zeit zurück. Ich denke ich habe sehr viel mehr gelernt als in einem Vikariat ohne Corona. Ich habe viele digitale Methoden für die Gemeindearbeit und den Schulunterricht kennen gelernt. Ich habe gemerkt, es geht immer was, auch wenn es unmöglich scheint. Ich habe gesehen und gespürt, dass die Menschen zusammenhalten, wenn es darauf ankommt. Ich war begeistert zu sehen, wie viel Kreativität, Motivation und Tatkraft in der Gemeinde geweckt worden ist. Gemeinsam haben wir viel geschafft.

 

7. Welcher Teil Ihrer Aufgaben als Vikarin hat Ihnen hier in der Gemeinde besonders

    Freude gemacht?

 

Da gibt es ziemlich viele Dinge. Hier nur ein paar Ausschnitte:

Ich habe es geliebt und sehr genossen mit Ihnen Gottesdienste zu feiern. Und zwar Gottesdienste jeder Art. Die „Normalen“ genauso wie Weihnachten, Erntedank, Fasching und natürlich Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen.

Sehr viel Freude hat mir auch die Konfi-Arbeit mit meiner Kollegin Kirsten gemacht. Wunderbar inspirierend habe ich die Entwicklung unseres neuen Gemeindebriefes erlebt.

 

 8.  Welcher Teil bereitete Ihnen besonders viel Mühe?

 

Gelegentlich anstrengend habe ich die KV-Sitzungen erlebt. Es ist ein sehr wichtiger Teil der Arbeit in einer Kirchengemeinde, der viel Verantwortung mit sich bringt, für die Ehrenamtlichen genauso wie für die Hauptamtlichen. Aber aus ganz unterschiedlichen Gründen ist es auch die Arbeit, die immer wieder frustrierend sein kann. (z.B. Wenn die Landeskirche oder der Denkmalschutz wieder mal nicht so wollen wie wir.) Und dennoch kann die Arbeit im KV wundervoll sein, wenn sich durch gemeinsames Nachdenken neue kreative Ideen für die Gemeindearbeit entwickeln. Wenn etwas voran geht. Wenn Sachen geklärt werden können.

 

9. Es ist zurzeit viel davon die Rede, dass sich die Kirche verändern muss und wird.

    Hat das in Ihrer Ausbildung eine Rolle gespielt?

    Haben Sie einen bestimmten Wunsch, in welche Richtung die Kirche mit ihren Gemeinden gehen soll?

 

Ich denke das Wichtigste ist, dass die Gemeinden, ihre haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter*Innen und ihre Gemeindeglieder authentisch sind. Wichtig und richtig ist, wenn sie ihren Glauben authentisch, begeistert und bestärkend leben. Denn Kirche ist für mich das Sichtbarwerden des Glaubens. Wenn in einer Kirchengemeinde das sichtbar wird, was die Menschen in ihr glauben, dann hat sie alles richtig gemacht. In Markt Erlbach mache ich mir da erst mal keine Sorgen ;).

Kirche bzw. Gemeinden haben sich in ihrer langen Geschichte immer wieder verändert. Und das war auch gut so. Zumindest meistens. Die Landeskirche und ihre vielen Gemeinden werden sich in den kommenden Jahren verändern. Die Gemeindeglieder verändern sich, die Hauptamtlichen verändern sich, die Ausbildung für den Pfarrberuf verändert sich. Ich weiß, das kann erschrecken. Ich denke wir dürfen dennoch positiv erwartungsvoll in die Zukunft blicken. Die Veränderungen als Chance verstehen. Meine Vikars Kolleginnen und Kollegen und ich freuen uns auf die Arbeit mit den Gemeinden. Wir wollen mit Ihnen zusammen darauf zu schauen, wie wir heute Kirche sein können und wollen.

 

10. Diese Frage muss sein:  Welche Hobbys haben Sie?

 

Das wissen sie alle doch schon lange: Fasching! ;)

 

Danke für das Gespräch!   Christel Fleischmann und Gitti Ulrich